Leezenflow-Prototyp an der Promenade Münster

Leezenflow

Mit dem Leezenflow-System wird der Radverkehr in Münster sichtbarer, komfortabler und schneller. Die innovative Anzeige an Laternenmasten vor Ampeln signalisiert in einigem Abstand vor der nächsten Kreuzung, wann die Ampel umschaltet. Das System berücksichtigt hierfür die Durchschnittsgeschwindigkeit des Radverkehrs an den jeweiligen Standorten aus Daten, die im Rahmen der Fahrradprojekte „Dein AppGrade“ und „Stadtradeln“ gesammelt wurden.

Entspanntes Radfahren im Flow ist ein weiterer Schritt hin zu einer lebenswerten und klimafreundlichen Smart City Münster.

Aktueller Stand des Projekts

Derzeit ist der Prototyp am Hörstertor aktiv und liefert weiterhin wichtige Erkenntnisse aus dem Realbetrieb. Die weiteren installierten Geräte sind aktuell außer Betrieb. Hintergrund dafür sind mehrere technische und strukturelle Herausforderungen:

  • Projektpartner ausgestiegen: Der ursprüngliche Entwicklungspartner hat sich aus dem Projekt zurückgezogen, da er sich auf andere Geschäftsbereiche konzentriert. Ein verlässlicher Weiterbetrieb der Leezenflow-Geräte ist ohne den Dienstleister leider nicht möglich. Auch eine direkte Weiterentwicklung auf Basis des ersten Modells ist erschwert.

  • Materialien im Realbetrieb nicht ausreichend langlebig: Die Gehäuse der ersten Generation wurden im 3D-Druckverfahren hergestellt, um einen schnellen Projektstart zu ermöglichen. Die Anzeigen sind Wind und Wetter an den Standorten ausgesetzt. Im Dauerbetrieb haben sich – schneller als ursprünglich angenommmen – Schwächen gezeigt, die die Funktion beeinträchtigen.

  • Datenerhebung und Analyse laufen: Parallel wurden Daten erhoben und in einer unabhängigen Begleituntersuchung ausgewertet. Die Erkenntnisse fließen in die nächste Generation der Geräte ein.

Wie geht es weiter?

Die Stadt Münster treibt die Wieder-Inbetriebnahme und Weiterentwicklung des Leezenflow-Systems gezielt voran – eingebettet in das Projekt Velo Wave, in dem die bedarfsgerechte Ampelschaltung für den Radverkehr erprobt wird. In diesem Zusammenhang soll in Zusammenarbeit mit einem neuen Projektpartner auch ein neuer technischer Ansatz getestet werden:

  • Test eines verbesserten Modells: In Kooperation mit der Stadt Berlin, die ein weiterentwickeltes Modell unter realen Bedingungen testet, soll nun auch in Münster ein weiterentwickeltes Exemplar erprobt werden. Ziel ist es, Erfahrungen mit robusterer Technik in einem Metallgehäuse zu sammeln und diese perspektivisch in eine neue Geräteserie einfließen zu lassen.

  • Überregionale Vernetzung: Die ursprüngliche Leezenflow-Idee wurde 2019 im Rahmen des MÜNSTERHACKs entwickelt und als Open-Source-Lösung veröffentlicht. Dies hat zu bundesweitem Interesse geführt: Städte wie Solingen und Berlin haben das Konzept aufgegriffen, weiterentwickelt und eigene Systeme in Betrieb genommen. Auch in Hamburg ist das Interesse am Leezenflow weiter aktiv. Der offene Austausch mit diesen Kommunen ist ein zentraler Bestandteil der weiteren Projektentwicklung.

Zukunftsperspektive

Die Erfahrungen aus dem Prototypenbetrieb sowie die Ergebnisse der Begleituntersuchung sind Grundlage für eine technisch überarbeitete, langfristig einsetzbare Version des Systems. Ziel ist es, Leezenflow zu einem robusten Baustein der Radverkehrsförderung in Münster zu machen.

Die Stadt Münster bleibt im engen Austausch mit anderen Städten, Forschungsinstituten und wetieren Partnern – denn nachhaltige Mobilität lebt vom gemeinsamen Lernen und Weiterentwickeln.

Das Projekt Leezenflow im Detail

Erklärvideo zum Leezenflow, Video: Stadt Münster

Wer „Leezenflow“ bei Grün erreicht, erreicht auch die Ampel bei Grün. Zeigt das System Gelb, kann man sich überlegen, ob ein kleiner Sprint noch lohnt oder ob es klüger ist, schon langsamer zu fahren, um die Standzeit an der roten Ampel zu verkürzen. Bei Rot kann man sich langsam der Fahrradampel nähern, um auch so die Standzeit zu verkürzen.

Ziel des Grüne-Welle-Assistenten ist es, dass Radfahrende flüssiger und damit komfortabler ans Ziel kommen, indem sie mehrere Meter vor der nächsten Straßenkreuzung auf einem LED-Display sehen können, wann die Ampel umschaltet. Hierfür ist der „Leezenflow“ mit der jeweiligen Fahrradampel verbunden und zeigt über einen dynamischen Farbverlauf an, ob Radfahrende die Ampel noch bei Grün erreichen können oder nicht.

Leezenflow nutzt dabei die errechnete Durchschnittsgeschwindigkeit auf Basis der Daten der in Münster durchgeführten Fahrradprojekte „Dein AppGrade“ und „Stadtradeln“. Bei starken Abweichungen von der Durchschnittsgeschwindigkeit (zum Beispiel durch die Verkehrssituation bedingt) kann sich der Flow individuell verändern …

Standort Durchschnittsgeschwindigkeit, die für Leezenflow genutzt wird Entfernung Leezenflow – Fahrradampel
Hörstertor (Prototyp) 17 km/h 110m
Promenade / Zwinger 16 km/h 195m
Bohlweg / Gartenstraße 19 km/h 195m
Schillerstraße / Hansaring 18 km/h 135m
Schloss / Promenade 18 km/h 130m
Neutor / Promenade 16 km/h 115m
Neutor / Lazarettstraße 18 km/h 70m
Steinfurter Straße / Grevener Straße 18 km/h 75m
Warendorfer Straße / Piusallee 17 km/h 105m
Tabelle: Welche Geschwindigkeit wurde für Leezenflow am jeweiligen Standort genutzt und wie weit ist die Entfernung zur Ampel?

Leezenflow ist ein Smart-City-Projekt

Das Leezenflow-System soll den Radverkehr im Sinne der Mobilitätswende und die digitale Stadtentwicklung voranbringen. Es zeigt, wie aus einer Idee der Bürgerschaft eine Technik mit Freier Software (Open-Source) wird, die den Radverkehr fördert und das Interesse anderer Kommunen weckt.

Die Idee zum „Leezenflow“ stammt aus der Bürgerschaft. Im Münsterhack 2019 wurde ein Prototyp entwickelt und anschließend mithilfe der Stadtverwaltung und finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur umgesetzt. 2021 wurde der erste „Leezenflow“-Prototyp auf Münsters Promenade in Betrieb genommen. Aufgrund einer positiven Evaluation des Systems wurden 2024 im Rahmen des Bundesförderprogramms „Modellprojekte Smart City (MPSC)“ acht weitere Systeme im Stadtgebiet von Münster installiert.

In diesem Zuge wurde u.a. die Anzeige des Leezenflows weiterentwickelt und berücksichtigt nun die Durchschnittsgeschwindigkeiten des Radverkehrs. Begleitend zur Einführung der neuen Visualisierung lässt die Stadt die Leistungsfähigkeit und Verkehrssicherheit des Systems untersuchen (Verkehrsbeobachtung und Online-Umfrage). Sollte sich weiterer Optimierungsbedarf herausstellen, wird Leezenflow angepasst. (News vom 27.9.2023).

Leezenflow-System an der Fahrradstraße „Schillerstraße“ in Münster; Foto: Stadt Münster

Smarte Technologie für den Radverkehr

Leezenflow nutzt für die Kommunikation zur Ampel eine von Fachleuten als Vehicle-to-everything (V2X) bezeichnete Technik, die weltweit entwickelt wurde, damit Busse, Rettungsfahrzeuge und Autos Kontakt zur Ampel und weiterer Infrastruktur aufnehmen können. Mit Leezenflow wird diese Technik für den Radverkehr genutzt und die neue Datenübertragung im Live-Betrieb getestet.

Leezenflow ist Freie Software (Open-Source). Das heißt u.a., dass die komplette Bauanleitung des Leezenflows im Internet frei verfügbar ist. Eine Weitergabe und Adaption des Systems ist ausdrücklich erwünscht. Die Verwaltung in Münster profitiert von den Erfahrungen anderer Kommunen und Unternehmen und umgekehrt profitieren andere von den Erkenntnissen und Herausforderungen in Münster. Darüberhinaus erzielen die eingesetzten Steuergelder (von Bund, Land und Kommune) durch den Transfer von Lösungen in andere Kommunen eine größere Wirkung: Statt Wissen bei einzelnen Unternehmen zu privatisieren, können alle auf den (durch Steuergelder finanzierten) Arbeitsergebnissen aufbauen (Public Money, Public Code).

Neue Technik beim Leezenflow an der Schillerstraße; Foto: Stadt Münster

Prototyp an Münsters Promenade

Vom 17. Mai 2021 bis Mitte 2023 wurde der Prototyp Leezenflow an der Kreuzung Hörstertor auf Münsters Promenade getestet. Im Rahmen der Testphase führte das Institut für Verkehrswissenschaften der WWU Münster im Auftrag der Stadt Münster vom 17. Mai bis Mitte Juli 2021 eine wissenschaftliche Evaluation durch. Diese bestand aus einer Online-Bürger-Umfrage, an der 546 Personen teilgenommen haben, sowie Verkehrsbeobachtungen und -messungen vor Ort. Das Ziel der Untersuchung war, Aussagen darüber treffen zu können, inwiefern Leezenflow den Radverkehrsfluss verbessert, die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt und die Radfahrer:innen mit dem Prototypen zufrieden sind.

Seit 2021 hängt der Leezenflow Prototyp auf der Promenade in Münster, im September 2023 wurde die Visualisierung aktualisiert. Foto: Stadt Münster

Die Ergebnisse der Evaluation stehen im Ratsinformationssystem der Stadt zum Download zur Verfügung. Außerdem lassen sich die Rohdaten, die im Zuge der Evaluation erstellt wurden, über den Publikationsserver der Uni Münster herunterladen.

Insgesamt ist das Leezenflow-System positiv bewertet worden, so dass der Hauptausschuss der Stadt Münster im Februar 2022 beschlossen hat, weitere Leezenflow-Systeme vorrangig an den Velorouten und an den zukünftigen Hauptrouten installieren zu lassen. Ende Mai 2024 wurden acht Leezenflow-Systeme mit der neuen Technik in Betrieb genommen, davon drei zusätzliche Geräte an der Promenade und fünf an Velorouten:

Leezenflow-Standorte im Stadtgebiet von Münster, Grafik: Stadt Münster

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Medienspiegel Leezenflow (Auswahl)

Wussten Sie schon?

Leezenflow ist Freie Software (Open-Source). Das heißt u.a., dass die komplette Bauanleitung des Leezenflows im Internet frei verfügbar ist. Eine Weitergabe und Adaption des Systems ist ausdrücklich erwünscht.

Gefördert wurde der Prototyp durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die neuen Leezenflow-Systeme inkl. überarbeiteter Technik sind Teil des Förderprogramms „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit einer Ko-Finanzierung durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.

Ko-Finanzierung der neuen Leezenflow-Systeme durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW

Prototyp Leezenflow-System

Logo des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

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