Münster ist ohne Frage eine Stadt, in der viele Wege mit dem Rad erledigt werden. Erklärtes Ziel ist es, noch mehr Menschen für dieses Verkehrsmittel zu begeistern und Radfahren sicher und komfortabel zu machen. Um die Infrastruktur hieran anzupassen, erarbeitet die Stadt Münster zurzeit ein lückenloses und systematisches Fahrradnetz 2.0, das Schritt für Schritt umgesetzt werden soll. Damit wird eine konzeptionelle Grundlage geschaffen, mit der die Radwege bedarfsgerecht und modern ausgebaut werden können.
Digitale Bürgerbeteiligung zum Netzentwurf
Nach der im Frühjahr 2021 erfolgreich durchgeführten partizipativen Tracking-Kampagne „Dein AppGrade für Münsters Fahrradwege“ wurde die Bürgerschaft auch bei der Diskussion um den Netzentwurf mit einbezogen. Vom 7. bis zum 20. März hatten alle interessierten Münsteraner:innen die Möglichkeit, den Netzentwurf kennenzulernen, ihn zu kommentieren sowie wichtige Hinweise und Anregungen mit einzubringen. Aufgrund der pandemischen Situation fand diese Beteiligung digital statt.
Dein AppGrade: Daten für die smarte Fahrradstadt 2.0
Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Daten wurden 2021 mit der Aktion „Dein AppGrade für Münsters Fahrradwege“ erstmalig mithilfe der Münsteraner Fahrradfahrer:innen Daten von Alltagswegen für den Ausbau des Fahrradnetzes 2.0 Münster erhoben.
Bei der Aktion sind das städtische Fahrradbüro mit Unterstützung der Stabsstelle Smart City neue, digitale Wege gegangen: Alle Bürger:innen waren vom 12. April bis zum 9. Mai 2021 eingeladen, die Fahrradnetz-Planung zu unterstützen, indem sie sich die App Naviki herunterladen und ihre Alltagswege aufzeichnen.
Heatmap bildet aufgezeichnete Wege ab
Wenn möglichst viele Menschen mitmachen, wird sichtbar, welche Wege die Bürger:innen in der Realität nutzen. Bei der Aktion geht es nicht darum, besser zu sein als jemand anderes. Jeder noch so kurze oder lange Weg zählt. Viele individuelle Wege ergeben am Ende ein aussagekräftiges Gesamtbild für die zukünftige Fahrradnetzplanung in Münster.
Über 2000 Menschen beteiligten sich mit fast 23 000 Einzelwegen an der Kampagne. Insgesamt kamen so bei dem Tracking über 160 000 Kilometer zusammen. Das ist mehr als vier Mal um die Welt. Eine ganze Menge Daten, die die Planer:innen nun auswerten können. Details finden Sie in unserer News vom 14.05.2021.
Wozu wurden die Daten gesammelt?
Die Planer:innen erhalten so wichtige Informationen. Zum Beispiel, welche Wege oder Straßen in Münster besonders häufig mit dem Fahrrad genutzt und welche Verbindungsstrecken bevorzugt werden. Natürlich werden bereits einige Möglichkeiten genutzt, um an solche Daten zu kommen – etwa mit Hilfe der Fahrradzählstellen.
Über diese punktuellen Auswertungsmöglichkeiten hinaus werden die Daten aus der App aber ein noch umfangreicheres und zusammenhängenderes Bild liefern.
Fahrradnetz-Planung: Ein hierarchisches und zusammenhängendes Fahrradnetz für Münster
Münster hat im Vergleich zu allen Großstädten Deutschlands den höchsten Fahrradverkehrsanteil – rund 43 % aller Wege werden mit dem Rad zurückgelegt. Gerade in den vergangenen Jahren hat die Stadt Münster viel für den Radverkehr getan und zum Beispiel mit der Umgestaltung der Fahrradstraßen nach den politisch beschlossenen Qualitätsstandards neue Maßstäbe gesetzt. Gleichzeitig besteht weiter Handlungsbedarf. Es gilt, die Fahrradinfrastruktur entsprechend der wachsenden Nachfrage und Ansprüche zu erweitern, denn viele Radwege sind zu eng und haben eine schlechte Oberfläche. Dies schränkt sicheres Fahren sowie den Verkehrsfluss ein und bietet Radfahrenden wenig Komfort.
Um das Radfahren auf ein neues Niveau zu heben, entwickelt das Amt für Mobilität und Tiefbau zusammen mit dem Beratungsunternehmen Rambøll und der Planungsgemeinschaft Verkehr PGV-Alrutz GbR das neue Fahrradnetz 2.0 – mit einer lückenlosen Fahrradinfrastruktur und mehr Platz für Fahrräder. Grundlage hiefür ist die im Februar 2020 beschlossene Vorlage: Vorlage V/1186/2019: Fahrradnetz-Planung: ein hierarchisches, zusammenhängendes Fahrradnetz für Münster erarbeiten
Ziel der Netzplanung ist der einfache, komfortable und sichere Fahrradverkehr von Tür zu Tür, der in das städtische Gesamtverkehrsnetz integriert ist. Dabei steht nicht der einzelne Radweg im Fokus, sondern das Fahrradnetz als Ganzes. Vom Kfz-Straßennetz ist das bekannt. Da gibt es auch eine Unterscheidung der Straßen je nach Funktion: Hauptstraßen, Nebenstraßen, Erschließungsstraßen. Eine solche Routenabstufung mit entsprechenden Qualitäten entwickelt die Stadt Münster mit der Netzplanung auch für den Radverkehr.
Die Netzplanung versteht sich als systematisches Vorgehen, das im Rahmen einer Bestandserfassung und -analyse Mängel und Defizite identifiziert und anschließend einen Fahrplan für die Zukunft festlegt: Welche Maßnahmen sind mit welcher Priorität umzusetzen, um Schritt für Schritt ein zukunftsfähiges Fahrradnetz zu erhalten?
Wussten Sie schon?
Die Stadt Münster schreitet bei der Fahrradnetzplanung neue Wege ein: Denn bislang wurde das Netzplansystem – eine Routenabstufung mit entsprechenden Qualitäten – überwiegend in der Kfz-Straßennetzplanung eingesetzt. Die Stadt Münster überträgt diese Idee im Rahmen von Fahrradnetz 2.0 nun erstmalig auch auf den Radverkehr bzw. die Radverkehrsplanung!
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